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Öffentliche Finanzierung der Homöopathie

Manche Leute vertreten den Standpunkt, dass öffentliche Gelder nicht für die Homöopathie ausgegeben werden sollten, weil „es keinen Beweis für ihre Wirksamkeit gibt“ oder „sie eine Verschwendung von Steuergeldern ist“.

Nehmen wir den Nationalen Gesundheitsdienst (NHS) des Vereinigten Königreichs als Beispiel:

  • Im Jahr 2016 wurden für 40.000 homöopathische Verschreibungen lediglich £ 92.412 der Gesamtaufwendungen von £ 9,2 Milliarden ausgegeben.1
  • Vom gesamten Arzneimittelbudget des NHS in Höhe von £ 100 Milliarden pro Jahr gibt dieser £ 4 Millionen (0,004 %) für die Homöopathie aus2; darin enthalten ist alles vom Krankenhausbetrieb bis hin zu den Arztgehältern.
  • Fünf Beobachtungsstudien, die seit 1999 durchgeführt und veröffentlicht wurden, verfolgten die Ergebnisse von Patienten, die in homöopathisch orientierten NHS-Krankenhäusern behandelt wurden. Diese Studien zeigen übereinstimmend, dass sich der klinische Zustand der Patienten nach einer homöopathischen Behandlung bessert (oft bei chronischen, schwer zu behandelnden Erkrankungen); einige zeigen auch Sparpotenziell für den NHS auf, da weniger herkömmliche schulmedizinische Medikamente verordnet werden müssen (siehe unten).

Bei der Betrachtung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses ist zu bedenken, dass Patienten, die nicht mit Homöopathie behandelt werden, in anderen Abteilungen mit teureren konventionellen Arzneimitteln behandelt werden müssten.

Die Homöopathie sollte genauso betrachtet werden wie anderen NHS-Behandlungen

Manche argumentieren, dass der NHS für Homöopathie nicht aufkommen sollte, da man nicht wisse, ob sie wirkt, wohingegen schulmedizinische Medikamente „altbewährt“ seien. Überraschenderweise ist dieses Thema faktisch nicht so eindeutig, wie man gemeinhin vermuten möchte.

Eine Analyse in der Clinical Evidence3 des British Medical Journal (BMJ) zeigt auf, dass bekanntermaßen nur 11 % der 3.000 Behandlungen, die der NHS häufig einsetzt, einen Nutzen bringen:


Diese Daten zeigen deutlich, dass der NHS auch zahlreiche nicht-homöopathische Behandlungen bezahlt, für die die Faktenlage noch unklar ist.

Welche Belege gibt es dafür, dass Homöopathie den Patienten des NHS hilft?

Die größte Studie am Bristol Homeopathic Hospital verfolgte über Zeitraum von sechs Jahren mehr als 6.500 verschiedene Patienten mit über 23.000 Krankenhausbesuchen4. 70 % der Patienten berichteten, dass sich ihr Gesundheitszustand gebessert habe; 50 % stuften die Besserung sogar als „deutlich“ ein.
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Die Ergebnisse dieser Bristol-Studie aus dem Jahr 2005 wurden durch eine neuere Studie bestätigt, die 2016 veröffentlicht wurde. Letztere zeigte anhand eines Audits an knapp 200 Patienten auf, dass sich der Gesundheitszustand chronisch kranker Patienten, die homöopathisch behandelt werden, statisch signifikant verbessert.5 
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Eine Untersuchung mit 500 Patienten am Royal London Homeopathic Hospital konnte zeigen, dass viele Patienten im Zuge einer homöopathischen Behandlung ihre schulmedizinische Medikamente reduzieren oder sogar komplett absetzen konnten.6

Bei der Beurteilung dieser klinischen Ergebnisse ist es wichtig zu bedenken, dass Patienten des NHS in der Regel an die Homöopathie überwiesen werden, weil die Schulmedizin keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielen konnte oder eine schulmedizinische Behandlung in ihrem Fall kontraindiziert ist. Im Jahr 2016 wurde die Finanzierung der Homöopathie durch den NHS mit der Begründung gestoppt, dass sie dem NHS Geld sparen würde. Es stellt sich die Frage, wer diese Tausende von Patienten stattdessen behandeln wird, wenn diese homöopathischen Leistungen nicht mehr zur Verfügung stehen. Dies wirft ernste ethische Bedenken hinsichtlich der Abschaffung einer von den Patienten geschätzten Dienstleistung auf, ohne dass praktikable alternative Behandlungen angeboten werden.

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Abschaffung der NHS-Finanzierung für Homöopathie – Kernpunkte

  • Im Juli 2017 veröffentlichte NHS England den Entwurf von Richtlinien, in denen lokalen klinischen Auftragsgruppen empfohlen wird, die Finanzierung homöopathischer Verschreibungen einzustellen. Begründet wurde dies damit, dass es keine Beweise für die Wirksamkeit homöopathischer Behandlungen gäbe – eine Behauptung, die durch ein einziges nicht-akademisches Dokument gestützt wurde – den parlamentarischen Bericht Evidence Check 2 aus dem Jahr 2010.
  • Während einer dreimonatigen öffentlichen Konsultation zu den Richtlinienentwürfen legte das HRI Beweise vor, die den klinischen Wert homöopathischer Verschreibungen im NHS belegen, zusammen mit soliden akademischen Beweisen für die Wirksamkeit.
  • HRI hat keine Antwort oder Erklärung erhalten, warum diese Beweise und Argumente keine ausreichende Rechtfertigung für die weitere Verschreibung von Homöopathika im NHS darstellen.
  • Nachdem die öffentliche Konsultation abgeschlossen war und keine weiteren Eingaben mehr möglich waren, zitierte NHS England den australischen NHMRC-Bericht als zusätzliche Rechtfertigung für ihre Entscheidung. Das HRI hatte keine Gelegenheit, darauf zu reagieren.
  • Ende 2017 traf sich der NHS-Vorstand und stimmte dem Richtlinienentwurf mit nur geringfügigen Änderungen als Reaktion auf die Ergebnisse der öffentlichen Konsultation zu. Die Empfehlung, die Finanzierung von Homöopathieverschreibungen einzustellen, blieb unverändert
  • Daraufhin focht die British Homeopathic Association (BHA: eine Wohltätigkeitsorganisation, die Patienten vertritt, die mit Homöopathie behandelt werden) die Entscheidung vor dem High Court an.
  • Trotz dieser Anfechtung begann der NHS England damit, die Finanzierung der Homöopathie in einer Reihe von Einrichtungen zu streichen, darunter das Royal London Hospital for Integrated Medicine, in dem der verstorbene Dr. Peter Fisher – der homöopathische Arzt der Königin – arbeitete.
  • Der Rechtsfall der BHA wurde im Mai 2018 vier Tage lang verhandelt und es wurde untersucht, ob NHS England seine öffentliche Konsultation rechtmäßig durchgeführt hatte. In seiner Eröffnungsrede stellte der vorsitzende Richter Mr. Justice Supperstone klar, dass das Gericht nicht in der Lage sei, die Frage der wissenschaftlichen Evidenzbasis der Homöopathie zu untersuchen.
  • Das Gericht entschied, dass die öffentliche Anhörung rechtmäßig durchgeführt worden war.
  • Im August 2018 wurde die Finanzierung der Homöopathie durch den NHS vollständig eingestellt.

ReferenzenWeniger

  1. NHS Digital, March 2017. Prescription cost analysis England 2016 | Link
  2. Freedom of Information Act request to the Department of Health by the Faculty of Homeopathy. Cost was £11.89 million between 2005 and 2008.
  3. BMJ Clinical Evidence, Efficacy Categorisations. 2017. Available from http://clinicalevidence.bmj.com/x/set/static/cms/efficacy-categorisations.html [Accessed 25 Sept 2017]
  4. Spence D, Thompson E A, Barron S J. Homeopathic treatment for chronic disease: a 6-year university-hospital outpatient observational study. J Altern Complement Med 2005; 5: 793-798 | PubMed
  5. Thompson E, Viksveen P, Barron S. A patient reported outcome measure in homeopathic clinical practice for long term conditions. Homeopathy, 2016; 105(4): 309-317 | PubMed
  6. Sharples F, van Haselen R, Fisher P. NHS patients’ perspective on complementary medicine. Complement Ther Med 2003; 11: 243-248 | PubMed
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