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BMJ*-Artikel über Verzerrungen in der Berichterstattung

Die Studie von 2022 zeig, dass der Grad des Reporting Bias, der zu einer Überschätzung des Nutzens von Behandlungen führen kann, in der Homöopathie-Forschung geringer ist, als in der konventionellen medizinischen Forschung.

Die im März 2022 veröffentlichte „BMJ Evidence-Based Medicine“-Studie1 hebt ein bekanntes Problem hervor, das alle Bereiche der medizinischen Forschung betrifft und als sogenannter Reporting Bias bekannt ist. Dieser kann den Gesamtnachweis für die Wirksamkeit einer medizinischen Behandlung verzerren, wobei der Nutzen in der Regel überschätzt wird.

In den Medienberichten über diese Studie, in denen behauptet wird, der Nutzen der Homöopathie sei „erheblich überschätzt“ worden, wird die Aussage der Autoren nicht erwähnt, dass Reporting Bias „kein auf die Homöopathie beschränktes Phänomen“ ist, sondern in allen Bereichen der klinischen Forschung auftritt.

Durch die ausschließliche Konzentration auf die Frage, ob dieses Problem die Evidenzbasis der Homöopathie beeinträchtigt, hat diese neue Studie jedoch wichtige neue Erkenntnisse geliefert. Sie zeigen, dass der Forschungssektor der Homöopathie die konventionelle Medizin in Bezug auf wissenschaftliche und ethische Standards zu übertreffen scheint, und zwar durch ein geringeres Ausmaß des Reporting Bias.

Zu den wichtigen Beispielen eines Reporting Bias gehört der „Publikations-Bias“, d. h. es werden nicht alle Studien veröffentlicht, wobei positive Studien eher veröffentlicht werden als negative Studien. Eine weitere Verzerrung ist die Änderung des primären Wirksamkeitsendpunkts („primary outcome“), d. h. welches Symptom/welche Messung (von mehreren, die während einer Studie überwacht werden) als wichtigstes „Ergebnis“ betrachtet werden sollte, um festzustellen, ob das getestete Medikament wirksam ist oder nicht.

Die Autoren stellen fest, dass „die Nichtveröffentlichung von Studienergebnissen und die selektive Ergebnisberichterstattung …. kein Phänomen ist, das auf die Homöopathie beschränkt ist“: Doch haben sie es versäumt, ihre Ergebnisse in einen angemessenen Kontext zu stellen, indem sie keine direkten Vergleiche mit anderen Bereichen der klinischen Forschung anstellten.

Frühere Studien, die im BMJ veröffentlicht wurden, befassten sich mit Reporting Bias in allen medizinischen Bereichen:

  • Die Hälfte aller registrierten klinischen Studien2 in der konventionellen Medizin meldet ihre Ergebnisse nicht innerhalb eines Zeitraums von 12 Monaten, während 62% aller registrierten Homöopathie-Studien veröffentlicht werden.
  • Inkonsistenzen in der Berichterstattung über den primären Wirksamkeitsendpunkt3 treten bei 43% der schulmedizinischen Studien auf, während dies nur bei 25 % der veröffentlichten Homöopathie-Studien der Fall ist.

Die Arbeiten von Dr. Robert Mathie, einem mit dem HRI verbundenen Forscher, wurden als „wegweisende systematische Übersichtsarbeiten“4,5 über Studien zur Bewertung der Wirkungen homöopathischer Behandlungen anerkannt, diese dienten als Ausgangspunkt für die BMJ-Analyse.

Die potenziellen Auswirkungen nicht registrierter/unveröffentlichter Ergebnisse auf die Schätzungen von Behandlungseffekten sind allgemein bekannt6, doch für die Homöopathie sind die Auswirkungen Gartlehner et al. zufolge möglicherweise minimal oder gar nicht vorhanden: „Der Unterschied in den Effektgrößen zwischen registrierten und nicht registrierten Studien erreichte keine statistische Signifikanz“.

Es ist daher überraschend, dass die Autoren behaupten, Dr. Mathies bahnbrechende Meta-Analysen „könnten den tatsächlichen Behandlungseffekt homöopathischer Mittel erheblich überschätzen und müssen mit Vorsicht interpretiert werden“. Glücklicherweise haben sie ihre Ergebnisse mit dem Wort „möglicherweise“ relativiert, denn eine gründliche Untersuchung ihrer Studie zeigt, dass diese Behauptung durch ihre Daten nicht gestützt wird.

Die Übersichtsarbeiten von Dr. Mathie7, die die bisher strengste Zusammenfassung der klinischen Studien zur Homöopathie darstellen, sind nach wie vor fundiert: Die Schlussfolgerungen hinsichtlich des Ausmaßes der positiven Wirkungen einer homöopathischen Behandlung stützen sich ausschließlich auf die qualitativ hochwertigsten Studien, die ein geringes Risiko der Verzerrung aufweisen. Da die meisten der nicht registrierten Studien ein hohes Risiko der Verzerrung aufweisen, hätten sie die Schlussfolgerungen dieser Übersichten nicht beeinflusst.

Es wurden zwar Versuche unternommen, diese neue Studie zu nutzen, um die Evidenzbasis der Homöopathie zu untergraben, indem eine „schlechte Forschungspraxis“ behauptet wurde8, aber solche Behauptungen sind völlig unzutreffend.

Dr. Alexander Tournier, HRI-Exekutivdirektor, erklärt: „Reporting Bias ist ein bekanntes Problem in allen Bereichen der medizinischen Forschung, daher ist es nicht überraschend, dass sie auch in der Homöopathie-Forschung auftreten. Das interessanteste Ergebnis dieser neuen Studie, die im ‚BMJ Evidence Based Medicine‘ veröffentlicht wurde, ist, dass wir jetzt wissen, dass die Homöopathie in dieser Hinsicht besser abschneidet als die konventionelle Medizin, mit einem geringeren Ausmaß von Reporting Bias.“

Das HRI setzt sich für die Förderung und Unterstützung von Forschung auf höchstem Niveau ein: Wir unterstützen daher alle Bemühungen, die darauf abzielen, Reporting Bias in der klinischen Forschung zu verringern und hoffentlich zu beseitigen, um die Entscheidungen in der Gesundheitsfürsorge genauer zu treffen. In der Zwischenzeit ist es für Patienten, Entscheidungsträger und Wissenschaftler beruhigend zu wissen, dass die klinische Evidenzbasis der Homöopathie im Gegensatz zu den Behauptungen dieser Autoren nicht vorsichtiger interpretiert werden muss als jede andere wissenschaftliche Evidenz.

*BMJ: Abkürzung für „British Medical Journal“

ReferenzenWeniger

  1. Gartlehner G et al. Assessing the magnitude of reporting bias in trials of homeopathy: a cross-sectional study and meta-analysis. BMJ Evidence-Based Medicine, 2022; eFirst
  2. Goldacre B et al. Compliance with requirement to report results on the EU Clinical Trials Register: cohort study and web resource. BMJ, 2018;362:k3218
  3. Shah K et al. Outcome reporting bias in Cochrane systematic reviews: a cross-sectional analysis. BMJ Open, 2020;16;10:e032497.
  4. Mathie RT et al. Randomised placebo-controlled trials of individualised homeopathic treatment: systematic review and meta-analysis. Systematic Reviews, 2014; 3: 142
  5. Mathie RT et al. Randomised, double-blind, placebo-controlled trials of non-individualised homeopathic treatment: systematic review and meta-analysis. Systematic Reviews,2017; 6(1):63
  6. All Trials: Why this matters
  7. HRI Clinical trials overview
  8. BMJ Newsroom

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