Homöopathie und Schulmedizin im Vergleich
Die individualisierte homöopathische Behandlung
Depression
In einer unlängst durchgeführten randomisierten und placebokontrollierten Studie wurde die Wirksamkeit der individualisierten homöopathischen Behandlung sowie die Wirksamkeit von Fluoxetin (auch unter dem Namen Prozac bekannt) für mittelschwere bis schwere Depressionen bei Frauen in den Wechseljahren untersucht.1 Beide Behandlungen wurden für sicher befunden und zeigten eine Wirkung, die sich deutlich vom Placebo abhob. Die homöopathische Behandlung sorgte für eine stärkere klinische Besserung der Depressionssymptome als Fluoxetin und linderte zudem die Wechseljahresbeschwerden der Patientinnen, während dies bei Fluoxetin nicht der Fall war.
Dem britischen Gesundheitsinstitut NICE zufolge zeigt ein Antidepressivum einen„signifikant klinischen Nutzen“, wenn es auf der Hamilton- Depressionsskala zu einer Verbesserung von drei Punkten gegenüber dem Placebo führt, gegen das es getestet wird.2 In der mexikanischen Studie war die homöopathische Behandlung auf der Hamilton-Skala nach sechswöchigem Behandlungsverlauf um fünf Punkte wirksamer als das Placebo; Fluoxetin war um 3,2 Punkte wirksamer als das Placebo. Anmerkung: Eine Analyse der zuvor bei der US Food and Drug Adminiatration (FDA) eingereichten Daten ergab, dass SSRI-Antidepressiva bei leichten bis mittelschweren Depressionen nicht besser als Placebo abschneiden; bei schwer depressiven Patienten zeigen sie jedoch gegenüber Placebo eine größere Wirkung.2
Ohrinfektionen bei Kindern
In Indien zeigte eine pragmatische randomisierte kontrollierte Studie mit 81 Kindern, die an Ohrinfektionen (akuter Otitis media) litten, dass eine individualisierte homöopathische Behandlung ebenso wirksam war wie die schulmedizinische Behandlung mit Analgetika, Antipyretika, Entzündungshemmer und Antibiotika, die nach Bedarf verabreicht wurden.3
In dieser randomisierten kontrollierten Pilotstudie wurde eine individualisierte homöopathische Behandlung (unter Verwendung von LM-Potenzen) mit einer herkömmlichen Behandlung verglichen. Patienten beider Gruppen, deren Gesundheitszustand sich bis zum dritten Tag nicht gebessert hatte, erhielten Antibiotika. Der Behandlungserfolg wurde 21 Tage lang anhand der AOM-SOS-Skala (Acute Otitis Media – Severity of Symptoms) sowie der Untersuchung des Trommelfells beurteilt. Die Ergebnisse von 80 Patienten (40 schulmedizinisch und 40 homöopathisch behandelte) wurden ausgewertet. In der schulmedizinischen Gruppe waren alle 40 (100%) Patienten geheilt; in der Homöopathiegruppe waren es 38 (95%) Patienten, wobei zwei (5%) Patienten bei den beiden letzten Nachuntersuchungen fehlten. Am dritten Tag war in der schulmedizinischen Gruppe ein Patient wieder gesund, verglichen mit 4 geheilten Patienten in der Homöopathiegruppe. In der schulmedizinischen Gruppe wurden 39 Patienten (97,5%) Antibiotika verschrieben; in der Homöopathiegruppe waren keine Antibiotika erforderlich. Obgleich die homöopathische Behandlung aus einer Vielzahl von Arzneimitteln individualisiert wurde, wurde bei 85 %der Homöopathie-Patienten eines von nur sechs verschiedenen homöopathischen Arzneimitteln verordnet. Da der Antibiotikaeinsatz weltweit reduziert werden sollte, findet das HRI eine Wiederholung dieser Studie in anderen Ländern und in größerem Umfang wünschenswert, um zu sehen, ob sich ähnliche Ergebnisse einstellen würden. Falls dem so wäre, würden homöopathische Behandlungen eine Alternative zu Antibiotika bei Ohrinfektionen im Kindesalter darstellen.
Infektion der oberen Atemwege
Eine multizentrische internationale Studie ergab, dass homöopathische Behandlungen schulmedizinischen Behandlungen in der Primärversorgung für akute Infektionen der oberen Atemwege sowie Ohrenbeschwerden nicht unterlegen sind.4 In der Studien wurden 1577 Patienten untersucht, die in insgesamt 57 Primärversorgungspraxen in acht Ländern (Österreich, Deutschland, den Niederlanden, Russland, Spanien, der Ukraine, Großbritannien und den USA) entweder homöopathisch oder schulmedizinisch behandelt wurden.
Nicht-individualisierte homöopathische Produkte
Schwindel
In vier klinischen Studien (2 randomisierte kontrollierte Studien und 2 Beobachtungsstudien) wurde das homöopathische Arzneimittel „Vertigoheel“ mit anderen existierenden Behandlungen gegen Schwindel verglichen.
Eine Metaanalyse der vier Studien zeigte, dass Vertigoheel gegenüber Betahistin oder Dimenhydrinat, gemessen an der Anzahl der Schwindelepisoden, ihrer Dauer und Intensität, nicht unterlegen war.5
Beobachtung der Behandlungsergebnisse für mehrere Erkrankungen
Chronische Erkrankungen in der Allgemeinmedizin
Eine Studie in Deutschland, in der 493 chronisch kranke Patienten von Allgemeinmedizinern behandelt wurden, ergab, dass mit einer homöopathischen Behandlung bessere klinische Ergebnisse erzielt werden konnten als mit einer schulmedizinischen – bei vergleichbaren Kosten.6
Forschung in Homöopathie und Schulmedizin im Vergleich
Nur eine einzige Studie hat bisher die Qualität der Homöopathieforschung mit der der schulmedizinischen Forschung verglichen. Alles in allem betrachtet war die Qualität der Homöopathie-Studien höher als die der Schulmedizin-Studien, auf die sie abgestimmt und mit denen sie verglichen wurden.7
Mehr dazu siehe unter „FAQ Homöopathie – Die Forschungsqualität ist schlecht“
Auswertung des Datenmaterials
Der Anteil positiver, negativer und nicht eindeutiger Studienergebnisse am jeweiligen Datenmaterial fallen für Homöopathie und Schulmedizin ähnlich aus.8,9
Mehr dazu siehe unter „Support HRI – Why is HRI needed?“ [auf Englisch]
Gesamtumfang des verfügbaren Forschungsmaterials
Im Hinblick auf den mengenmäßigen Forschungsaufwand, der auf beiden Gebieten betrieben wird, besteht ein erheblicher Unterschied. Bis Ende 2014 waren 189 einzelne randomisierte kontrollierte Studien (RKS) zur Homöopathie in Peer-Review-Zeitschriften veröffentlicht worden8; dem stehen 1.016 systematische Übersichtsarbeiten zu schulmedizinischen Themen gegenüber, in denen jeweils mehrere Einzelstudien analysiert wurden.9
Dies unterstreicht die Tatsache, dass die Homöopathieforschung ein vergleichsweise neues Gebiet wissenschaftlicher Untersuchungen ist; zudem untermauern diese Zahlen den Mangel an entsprechenden Finanzmitteln.
Mehr dazu siehe unter „Support HRI – Why is HRI needed / The patents problem?“ [auf Englisch]
- Macías-Cortés ED et al. Individualized homeopathic treatment and fluoxetine for moderate to severe depression in peri- and postmenopausal women (HOMDEP-MENOP study): a randomized, double-dummy, double-blind, placebo-controlled trial. PLoS One, 2015; 10 (3): e0118440 | Full text
- Cherry I, Deacon BJ, Huedo-Medina TB, Scoboria A, Moore TJ, et al. Initial Severity and Antidepressant Benefits: A Meta-Analysis of Data Submitted to the Food and Drug Administration. PLoS Med , 2008; 5 (2): e45 | Full text
- Sinha, MN et al. Randomized controlled pilot study on Homeopathy and Conventional Therapy in Acute Otitis Media. Homeopat. J. Fac. Homeopath., 2012 ; 101: 5-12 | PubMed
- Haidvogl M. et al. Homeopathic and conventional treatment for acute respiratory and ear complaints: A comparative study on outcome in the primary care setting. BMC Complementary and Alternative Medicine , 2007; 7 : 7 | Full text
- Schneider et al. Treatment of vertigo with a homeopathic remedy compared with usual treatments – a meta-analysis of clinical trials. Drug discovery , 2005; 55 (1): 23-29 | PubMed
- Witt C, Keil T, Selim D, et al. Outcome and costs of homeopathic and conventional treatment strategies: a comparative cohort study in patients with chronic disorders. Complement Ther Med, 2005; 13 : 79-86 | PubMed
- Shang A, Huwiler-Muntener K, Nartey L, et al. Are the clinical effects of homeopathic placebo effects? Comparative study of placebo-controlled trials of homeopathy and allopathy. Lancet, 2005; 366 : 726-32 | PubMed
- Faculty of Homeopathy | link
- El Dib RP, Atallah AN, Andriolo RB. Mapping the Cochrane evidence for decision making in health care. J Eval Clin Pract, 2007; 13 (4): 689-92 | PubMed [/ hri_hide_content]